Allen Krisen zum Trotz Hoffnung wagen
Volkstrauertag: MKG-Schüler plädieren für EU der Bürgerrechte und Hilfsbereitschaft
Im Düsteren das Licht fanden drei Schüler der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule (MKG) in ihrem Beitrag zum Volkstrauertag.
Vor dem Mahnmal am Friedhof führten die Texte von Mitja Jelkmann, Robert Kaiser und dem erkrankt abwesenden Marvin Molla durch die Entstehungsgeschichte und Entwicklung des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge und des mit ihm verbundenen Volkstrauertags. Die Schüler aus dem Leistungskurs Geschichte des Abiturjahrgangs fragten angesichts der aktuellen Weltlage nach Verantwortung, Auswirkungen und Konsequenzen angesichts von Millionen betroffener Schicksale weltweit und in Europa. Die Analyse von Gründungsgedanken, Rolle und Aufgabe der EU mündete schließlich in einen Appell.
Als Tag, der „dazu dient, öffentlich für Versöhnung und Frieden einzustehen, aber auch um zu gedenken an das, was damals passierte“, beschrieb Mitja Jelkmann den Volkstrauertag. Am Mahnmal am Friedhof waren dazu bereits am Samstagabend Vertreter fast aller Vereine und Verbände in Saerbeck, der Ratsfraktionen und weitere Interessierte zusammengekommen. „Damals“ meinte insbesondere die beiden Weltkriege. Der Blick auf die „Vergangenheit und ihre Schatten“ insgesamt sei umso wichtiger, weil „in diesen Zeiten klar wird, dass unsere Zivilisation leider noch lange nicht genug daraus gelernt hat“, sagte Mitja Jelkmann.
"Gefühle der Sicherheit erschüttert"
Beim Blick auf aktuelle Krisen, Konflikte und Kriege stellte Robert Kaiser den russischen Angriffskrieg in der Ukraine in den Mittelpunkt der Betrachtung. Er habe „viele ehemalige Gefühle der Sicherheit in Europa erschüttert“. Das betreffe „uns alle“, nicht nur wegen der ankommenden Hilfesuchenden, sondern, „weil es in der Verantwortung der europäischen Gemeinschaft liegt, der Zukunft den Frieden zu geben, welchen es in der Vergangenheit nicht geben konnte“. Der Abiturient stellte die Frage heraus, ob die demokratischen Staaten des Westens unschuldig seien angesichts eines Angriffs auf den Irak ohne UN-Mandat oder Deutschlands Position als weltweit fünftgrößter Waffenexporteur. „Tun wir genug für die Entstehung einer friedlichen Welt?“
Robert Kaiser führte die „Millionen Schicksale“ an, die hinter zerstörten Städten, Flüchtlingsbooten, verstummten Kinderlachen in zerbombten Häusern und trauernden Eltern stünden und ganze Generationen mit Traumata zeichneten. Er appellierte an den Gedanken von einer ungeteilten Menschheit: „Diese Grausamkeiten geschehen nicht in einem fernen Land, sondern sie finden in unserer gemeinsamen Welt statt – in unserer Zeit, in unserem freien Europa, vor unseren Augen.“
Die EU als Friedensprojekt über die Ländergrenzen hinweg sei nicht selbstverständlich, meinte Robert Kaiser. Aktuell drohten Populismus, Rechtsextremismus und wachsende Skepsis an Institutionen sie zu erschüttern. Über die Wirtschaftsunion hinaus sei die EU „ein Bollwerk gegen Nationalismus“ und „ermöglicht es uns, globale Herausforderungen gemeinsam anzugehen – Probleme, die kein Land allein lösen kann“. Robert Kaiser nannte es „unser aller Pflicht, insbesondere der jungen Generation, die EU als eine Burg der Bürgerrechte, einen Hafen für Hilfesuchende zu schützen und zu erhalten“.
„Hoffnung sieht das Unsichtbare, fühlt das Unfassbare und erzielt das Unerklärliche.“ Mit diesem Zitat des Namensgebers ihrer Schule, Pater Maximilian Kolbe, begründeten die drei MKG-Schüler, dass sie „allen Krisen zum Trotz wagen, mit Hoffnung in die Zukunft zu sehen“ und luden alle dazu ein.
Kranz am Mahnmal, Hoffnung in der Kirche
Den Kranz am Mahnmal legten Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr, der Jugendfeuerwehr, Bürgermeister Dr. Tobias Lehberg und seine Stellvertreterin Monika Schmidt nieder. Lehberg sprach das offizielle Totengedenken in der Version von 2021. Er lobte den Beitrag der MKG-Schüler als „kritische, sehr nachdenkliche Worte, die der Gedenkstunde Bedeutung verliehen haben“.
Das Kolping-Blasorchester spielte die deutsche Nationalhymne und die Europa-Hymne. Im vorangegangenen, gut besuchten Gottesdienst wendete Pastoralreferentin Anja Daut das Gleichnis vom verdorrten Feigenbaum und die apokalyptischen Bilder des Markus-Evangeliums ins Positive: Niemand solle vor lauter Angst den Kopf in den Sand stecken oder selbst Untergangsprophet werden. Stattdessen sei die Aufgabe, Hoffnungszeichen zu erkennen und zu pflegen oder neue zu pflanzen und als Christ die Zuversicht zu behalten, dass das von Gott herbeigeführte Ende ein gutes sein werde.